Heuqualität

Raufutterqualität in der Pferdefütterung aktuell

von Werner Hengartner
Bereich Agrotechnik & Agrokaufleute
Fachbereich Futterbau, Strickhof, 02.2022

Heuqualität
Heu ist für viele Pferde in der Fütterung der grösste Anteil der Futterration. Zurzeit wird das Heu aus dem vergangenen Jahr (2021) gefüttert. Gerade die Heuernte hat sich, bedingt durch das schlechte Wetter verzögert und der Gehalt des Raufutters dementsprechend verschlechtert.

Heu wird für die Fütterung der Pferde im Stadium bei Beginn der Blüte bis Blüte geschnitten und meist als bodengetrocknetes Futter in Ballen gepresst oder auf den Heustock gebracht.
Das Stadium wird beim Leitgras bestimmt.

War der März 2021 noch recht sonnig und mild, dominierte anschliessend kühles Wetter und der Mai, Haupterntezeit für Heu, niederschlagsreich, was sich auch in den Juni hineinzog. Deshalb sind auch späte Heuschnitte nicht unter optimalen Bedingungen geerntet worden.

Dadurch hat sich auch bei mir die Ernte um vierzehn Tage verzögert und die Qualität bezüglich des Gehaltes verschlechtert. Das Wetter war zu unbeständig, um früher das Gras zu schneiden. Musste dann noch nach dem Regen gemäht werden, so trocknete der Boden nur ungenügend ab, so dass die Trocknungszeit von drei Tagen knapp war. Eine wichtige Massnahme, um die Qualität nicht noch zu verschlechtern, war, dass ich die Schnitthöhe zwischen 7 bis 9 cm wählte.  Dies vermindert die Verschmutzung des Futters und führt damit zu einem besseren Gehalt an Energie im Heu.

Die Zahlen der «Raufutterenquete» (eine Erhebung von über 1’800 Proben von Dürrfutter) anhand von Zahlen aus den Analysen, hat gezeigt, dass der Gehalt an Rohfaser eher hoch ist. Dies bedeutet, dass das Futter später geschnitten wurde und damit weniger Energie mitbringt. Der hohe Rohaschegehalt zeigt die Verschmutzung des Futters durch ein zu tiefes Mähen oder es wurde gemäht bevor der Bestand nach dem Regen genügend abgetrocknet war. Auch verschmutztes Futter weist weniger Energie je kg Dürrfutter auf.

Gerade die Schnitthöhe ist entscheidend, um das Verschimmeln des Futters zu verhindern. Die Praxis zeigt, dass Heu aus der Ernte 2021 gepresst in Quader- oder Rundballen vermehrt Schimmel aufweist. Wird Schimmel visuell bei Heu festgestellt, so ist diese grosszügig auf den Miststock zu entsorgen und auf keinen Fall zu verfüttern. Kleinballen sind gemäss Aussage aus der Beratung nicht im gleichen Umfang von Schimmel betroffen.

Was uns Pferdehalter und Pferdebesitzer auch immer interessiert sind die Gehalte an Zucker und Eiweiss. Die Resultate der Analysen zeigen bei unbelüftetem Heu ein etwas tieferer Gehalt als 2020, während bei belüftetem Heu der Gehalt an Zucker höher ausfällt. Da aber der Gehalt an Energie bei höherem Zuckergehalt auch höher ist, kann bei Kraftfutter aus Getreide die Menge reduziert werden. Infolge späterem Schnittzeitpunkt ist der Gehalt an Rohprotein gegenüber den Vorjahren gesunken.

Muss Heu zugekauft werden, so ist es wichtig, dass die Lieferung vor dem Ablad überprüft wird. Eine sensorische Prüfung (Sinnenprüfung) kann aufzeigen, ob das Dürrfutter den Ansprüchen unserer Pferde entspricht.

Zusammenfassend kann der Schluss gezogen werden, dass für Freizeitpferde die Versorgung durch qualitiv gutem Heu, aus der letztjährigen Ernte, genügend ist. Dabei ist nicht nur der Gehalt entscheidend, sondern auch die Futterhygiene (Schimmel, Verschmutzung usw.). Dies bedeutet, dass entsprechend der Witterung (Erhaltungsbedarf) und der Leistung ca. 2 kg Heu je 100 kg Lebendgewicht gefüttert werden sollte.
Wird bereits mit dem Training für die kommende Saison begonnen, so ist die Ration der Leistung entsprechend anzupassen.